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Christian Krohg

Albertine im Wartezimmer des Polizeiarztes

Albertine im Wartezimmer des Polizeiarztes

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Zum Original: Das Gemälde Albertine im Wartezimmer des Polizeiarztes ist Realismus in seiner wirkungsvollsten Form. Bei der Erstausstrahlung wurde von einem Skandal gesprochen, im Nachhinein scheint es sich jedoch vor allem um einen großen Erfolg zu handeln. Es gab viele Meinungen und die Debatte war heiß. Warum stieß diese Arbeit auf so großes Interesse?

Im März 1887 konnte man in Kristiania täglich einen stetigen Strom von Menschen beobachten, die in Richtung Rådhusgaten gingen. Der Grund für den Volksmarsch war die Ausstellung eines Gemäldes. Es war ungewöhnlich, dass die bildende Kunst in der Stadtbevölkerung so viel Aufmerksamkeit erregte, doch nun strömten sowohl das einfache kunstinteressierte Bürgertum als auch Vertreter der Arbeiterklasse zu Albertine ins Wartezimmer des Polizeiarztes.

Krohgs Albertine

Sie wurden von einem riesigen Bild einer alltäglichen Szene aus der Prostitutionsszene der Stadt begrüßt. Es war, als hätte Krohg die Wand des Wartezimmers des Polizeiarztes in Møllergata eingerissen und nun die Leute eingeladen, um zu sehen, was viele wussten, was dort vor sich ging, worüber sie aber lieber nicht redeten. Krohg ließ sich jedoch nicht beirren und wünschte sich eine Debatte über gesellschaftliche Probleme.

Nur wenige Monate zuvor hatte er den Roman Albertine veröffentlicht. Darin geht es um ein armes Arbeitermädchen, das zum Polizeiarzt gerufen wird, nachdem es von einem Polizisten vergewaltigt wurde. Danach endet sie als Prostituierte. Der Roman wurde sofort nach seiner Veröffentlichung vom Justizministerium beschlagnahmt. Insbesondere die Vergewaltigungsszene und die Beschreibung der gynäkologischen Untersuchung durch den Polizeiarzt passten meiner Meinung nach nicht in einen Roman.

Die Prostitutionsdebatte in Kristiania in den 1880er Jahren

In Kristiania war Prostitution seit 1842 gesetzlich verboten. Dennoch sorgte die Öffentlichkeit durch Gesundheitskontrollen und -kontrollen für entsprechende Vorkehrungen. Das Argument für die obligatorischen Untersuchungen der Prostituierten war, dass die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten gestoppt werden müsse. Doppelmoral, dachte Krohg. Es war dieses Regulierungssystem und die erniedrigende und illegale Behandlung, der die armen Frauen ausgesetzt waren, die er töten wollte.

Im Gemälde ist Albertine im Hintergrund des Bildes platziert. Sie zeichnet sich deutlich durch Scham und Schüchternheit aus. Sie fürchtet sich vor der Untersuchung, wie wir uns vorstellen können, dass die jungen Frauen es auch in der Realität taten.

Meinungs- und Kunstfreiheit

Krohg und viele mit ihm glaubten, dass die Beschlagnahmung des Romans einen Verstoß gegen den Verfassungsabschnitt zur Meinungsfreiheit darstelle. Er brachte den Fall vor den Obersten Gerichtshof, verlor jedoch und musste eine Geldstrafe zahlen. Das Gemälde wurde nicht beschlagnahmt, aber das Motiv stand in engem Zusammenhang mit dem verbotenen Buch und führte dazu, dass die Ausstellung des Bildes an mehreren Orten abgelehnt wurde und einige Zeitungen sich weigerten, Artikel über den Fall zu drucken. In der Debatte ging es also um die Meinungsfreiheit, zusätzlich zu den Kritiken im Buch und im Bild; dass die öffentliche Prostitution noch nicht abgeschafft sei. Und das, obwohl eine solche Tätigkeit gesetzlich verboten war.

Von der Schönheit zur Wahrheit

Für die Künstler des Realismus war es ein Ziel, die bildende Kunst zu einem Akteur in der gesellschaftlichen Debatte zu machen. Kunst sollte mehr sein als Dekoration und Unterhaltung. Ein Zeichen des Erfolgs war es, die Öffentlichkeit aus allen Gesellschaftsschichten einzubeziehen, wie es Krohg mit Albertine im Wartezimmer des Polizeiarztes tat. Nur wenige norwegische Kunstwerke haben so viele Debatten ausgelöst wie dieses Kunstwerk. Das Ideal bestand darin, Wahrheit statt Schönheit zu vermitteln. Die Künstler sollten Motive aus ihrer eigenen Zeit malen. Krohg ging sogar so weit, Prostituierte als Model für das Albertine-Gemälde anzuheuern. Eine derart realistische Darstellung der Schattenseiten der Gesellschaft wirkte provokativ.

Datierung: (Beginn 1885, Ende 1887)

Andere Titel: Albertine to See the Police Surgeon (ENG)

Bezeichnung: Malerei

Material und Technik: Öl auf Leinwand

Technik: Öl

Material: Leinwand

Abmessungen: H 210 cm x B 325,4 cm x T 4,7 cm

Thema: Bildende Kunst

Klassifizierung: 532 – Bildende Kunst

Erwerb: 1907 für den Fonds von AC Houen gekauft

Inventar-Nr.: NG.M.00776

Teil der Ausstellung: Kunst 3. Werke aus der Sammlung 1814-1950, 2007 - 2011

Der Tanz des Lebens. Die Sammlung von der Antike bis 1950, 2011 – 2019

Christian Krohg. Bilder, die fesseln, 2012

Registrierungsebene: Einzelobjekt

Eigentümer und Sammlung: The National Museum of Art, Architecture and Design, Visual Art Collections

Foto: Børre Høstland

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Christian Krohg

Christian Krohg engagierte sich für Gerechtigkeit und freie Meinungsäußerung und war einer der großen norwegischen Maler des Realismus. Er malte die Arbeiterklasse in Kristiania im 19. Jahrhundert mit Mitgefühl und dem Wunsch nach Veränderung. Er musste in die Fußstapfen seines Vaters treten und Anwalt werden, wollte aber Künstler werden. Nach seinem Jurastudium in Kristiania reiste er für eine künstlerische Ausbildung an die Kunstakademie in Karlsruhe.

Während viele der norwegischen Kunststudenten für weitere Studien nach München reisten, folgte Krohg seinem Lehrer Gussow nach Berlin. Der Aufenthalt in der Großstadt weckte bei Krohg sein soziales Engagement, das er für den Rest seines Lebens beibehielt. Krohg wurde auch von Skagen beeinflusst, einem kleinen Dorf in Dänemark, das viele Künstler anzog. Während die meisten Künstler die Landschaft und das Licht malten, entschied sich Krohg dafür, die dort lebenden Menschen und ihr einfaches Leben zu malen. Er freundete sich besonders mit der Familie Gaihede an und malte viele Motive, die ihr Alltagsleben darstellten.

Krohg kehrte mehrmals nach Skagen zurück. Zu Krohgs frühesten sozial engagierten Motiven gehörten Darstellungen des bei der Arbeit eingeschlafenen Spionage. Er malte auch mehrere Szenen aus Albertines Leben, basierend auf Geschichten, die er gehört hatte, und Menschen, die er getroffen hatte. In den frühen 1880er Jahren versammelte sich eine Gruppe junger Künstler, Schriftsteller und Intellektueller in Cafés in der Hauptstadt Kristiania. Sie rebellierten gegen die vorherrschende Gesellschaftsstruktur und diskutierten über moralische Fragen, Sex, Drogen und freie Liebe. Krohg und Hans Jæger waren führende Vertreter der „Kristiania bohemien“, sie waren in der Presse aktiv und schrieben Gedichte und Romane. Sie gründeten auch die Zeitung Impressionisten. Krohg heiratete später Oda Engelhart, die zu diesem Kreis gehörte. Krohg hatte eine große Produktion und eine große Auswahl an Motiven. Er war vor allem für seine Porträts bekannt und seine charakterisierenden Fähigkeiten führten dazu, dass er zahlreiche Porträtaufträge erhielt.

Von 1901 bis 1909 lebte Krohg hauptsächlich in Paris, wo er an der Académie Colarossi lehrte. Hier wurde er von neuen Strömungen beeinflusst und sein präziser und realistischer Stil wandelte sich hin zu gelösteren Formen und lockeren Pinselstrichen. Auch das Künstlermodell rückte stärker in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Als 1909 Norwegens erste Kunstakademie eröffnet wurde, wurde Krohg deren erster Direktor und Professor, eine Position, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1925 innehatte.